Meine Reise nach Lome im November 2015 – Eine Reisebericht von Gudrun Addicks-Heise

Es ist einige Zeit vergangen, seit ich Lomé besucht habe. Also höchste Zeit, mal wieder im Kinderhaus Frieda und in Afagnon vorbeizuschauen. Einerseits, um mein Patenkind Aida in der Klosterschule in Afagnon zu besuchen. Aida und Yendoube, eine andere junge Frau aus dem Kinderhaus Frieda wollen das Schneiderhandwerk erlernen. Als Schneiderin, die ihr Handwerk versteht, kann man in Togo immer noch seinen Lebensunterhalt bestreiten. Denn die Tradition, Stoff zu kaufen und sich ein afrikanisches Gewand auf den Leib nähen zu lassen, wird sehr hochgehalten. Man braucht allerdings mindestens eine Nähmaschine. An dieser Stelle möchte auch ich auf die Möglichkeit einer Mikrokreditvergabe hinweisen. Das Schneiderhandwerk hat in Togo eine große Tradition, was ich persönlich sehr begrüße. Ich liebe die kunterbunten Gewänder der Frauen und Männer im Straßenbild. Hoffentlich haben Aida und Yendoube Freude an dem, was sie tun, und machen Fortschritte beim Zuschneiden und Nähen. Ich bin sehr gespannt.

Aber zurück zum Anfang. Andererseits freue ich mich auch sehr auf den Besuch im Kinderhaus Frieda. Viele Kinder, die ich noch von früher kenne, sind zu Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen herangewachsen. Sehr neugierig bin ich auch auf die neuen Kinder, die ich noch nicht kenne. Ob die, die ich von früher kenne, mich wohl wiedererkennen, wie werden sie auf mich reagieren? Ich bin ganz schön aufgeregt.

Ich fliege von Hannover über Brüssel nach Accra (Ghana), dann nach 20 Minuten weiter nach Lomé. Angekommen, bin ich sehr überrascht, dass ich offensichtlich von Dosseh, dem Vorsitzenden des afrikanischen Vereins gleich erkannt werde, denn wir kannten uns vorher nicht. Dosseh hieß mich herzlich willkommen und hat mich dann wie selbstverständlich zu meinem Gästehaus „Keryvonne“ gebracht. Ich bin immer wieder überrascht, wie freundlich und entgegenkommend die Menschen hier sind und habe mich gleich wieder ein Stückchen heimisch gefühlt.

Am nächsten Morgen besorge ich jede Menge Schokolade (Bounty, Mars etc.) für die Kinder im Kinderhaus Frieda. Leider finde ich nicht gleich ein Taxi und kann förmlich spüren, wie die Schokolade in meinem Rucksack auf meinem Rücken anfängt zu schmelzen. Aber es klappt noch, schnell die Schoko in den Kühlschrank im Kinderhaus Frieda. Alle sind mit Fußballspielen etc. beschäftigt. Ich setze mich zu den Mamans in den Pavillon und nach und nach kommen die Größeren mich stürmisch begrüßen. Aber auch die neuen kleineren Kinder zeigen Interesse an mir, fordern mich zum Karten spielen auf und amüsieren sich köstlich, weil ich die Regeln nicht gleich verstehe. Das Eis ist gebrochen und wir verbringen einen vergnüglichen Nachmittag zusammen. Die Schokolade wurde dann auch noch verteilt und bevor es dunkel wurde, brachte mich Matthias, der Geschäftsführer und Papa, auf seinem Motorrad zurück ins „Keryvonne“.

Zwei Tage später machten Matthias und ich uns mit einem geliehenen Wagen + Chauffeur auf den Weg zur Klosterschule in Afagnon, wo uns Aida und Yendoube aufgeregt empfingen. Sie waren nicht auf uns vorbereitet und dementsprechend flossen einige Freudentränen. Sie konnten gar nicht glauben, dass wir plötzlich da standen. Später zeigten sie uns ihre Schule, stellten uns ihre Kolleginnen in der Nähwerkstatt vor und auch ihre kleinen Gärten wurden in Augenschein genommen. Matthias machte dann den Vorschlag, die beiden für eine Stunde zu „entführen“ und das Dorf zu erkunden. Wir stoppten an einer Bar und stärkten uns erstmal mit Spaghetti. Allmählich tauten die beiden auf und erzählten von ihrem Alltag und ich hatte den Eindruck, dass sie sich dort ganz wohlfühlen. Ich glaube, sie haben begriffen, wie sehr ihre Zukunft davon abhängt, dass sie so viel wie möglich lernen, um irgendwann in der Lage zu sein, ihr Leben allein zu meistern.

Die Woche in Lomé verging wie im Flug mit einem erneuten Besuch im KHF und Ausflügen zum Grand Marché und ins Goetheinstitut. Es waren wundervolle Tage, nicht zuletzt wegen meiner traumhaften Unterkunft im „Keryvonne“. Ein gemeinsames vergnügtes Abendessen mit Dosseh und seiner Frau, Matthias und Etienne rundeten meinen Besuch sehr schön ab.

Es bleibt mir nur zu sagen: à bientot au Kinderhaus Frieda á Lomé